Der Enkel-Trick: Abzocke am Telefon
Das oftmals schlechte Gehör älterer Menschen machen sich ganz miese Abzocker vor allem aus dem osteuropäischen Raum zunutze. Sie wälzen Telefonbücher deutscher Städte durch oder nutzen kaufbare Adressdaten-Software, die einen Altersfilter enthält und nur Personen ab einem bestimmten Alter auflistet. Darin suchen sie dann gezielt nach altmodisch klingenden Vornamen. Etwa Amalie, Josefa, Juliane, Adolf oder Ferdinand sind dann solche Opfer.
Hallo Oma, rate mal wer hier ist?
Sie werden angerufen, und dann erklingt am anderen Ende in der Ukraine oder Bulgarien: „Hallo Oma, rate mal wer hier ist?“ – „Bist Du es, Michael? Auf Deinen Anruf habe ich schon lange gewartet!“ Und schon sitzt die Seniorin in der Enkel-Falle. Deshalb nennt man diese miese Abzocke auch den „Enkel-Trick“. Das Gespräch ist vielleicht noch ein wenig verzerrt oder durchs Taschentuch gedämpft. Und dann geht´s plötzlich nach einem einleitenden netten Geplänkel um ein Problem, das der Möchtegern-Enkel oder die Nichte am anderen Ende der Leitung hat. Manchmal sind die betagten Gesprächspartner auch noch so leutselig und sprechen gleich ein bestimmtes Thema an, etwa: „Bist Du mit dem Verkauf des Hauses schon weitergekommen; hast Du einen Interessenten gefunden?“ – Oder: „Wo lege ich denn jetzt am besten die 100.000 Euro aus der Lebensversicherung an, meinst Du, die Aktien sind sicher?“
Schon hat der „Enkel“ ein Thema und kann ganz vertraut mit der alten Dame oder dem alten Herrn ins Geschäft kommen.
Freund(in) vom Enkel(in)
Schnell wird ein Problem konstruiert. Man brauche dringend einen größeren Geldbetrag. Der Zeitpunkt wird vereinbart, und siehe da, plötzlich taucht entweder noch vor der Bank oder an der Haustür ein Freund des Enkels auf. Das hat nämlich folgenden Grund: Denn spätestens jetzt würde die Oma oder der Opa erkennen, dass es sich nicht um den eigenen Enkel handelt. Also muss eine glaubwürdige Ersatzperson her.
Das besorgt der Freund, der nun wiederum erzählt, Omas oder Opas Enkel sei verhindert durch einen plötzlichen Interessenten für das Haus oder durch ein Gespräch mit der Bank über die Anlage der 100.000 Euro. Das schafft nämlich zusätzliches Vertrauen, wenn man private Details des „Deals“ kennt. Oder der Enkel sei in einen Unfall verwickelt. Und wie durch ein Wunder klingelt es just zu dem Zeitpunkt auf dem Handy des Freundes. Natürlich reicht der das Gespräch gleich weiter, um Oma oder Opa die letzten Zweifel zu nehmen.
Das Geld wird ausgehändigt, und der Freund ist schnell auf und davon.
Manchmal geht auch jemand ins Netz
Aufmerksame Bankmitarbeiter oder Taxifahrer haben in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Coup dieser Masche verhindern können, indem sie die Polizei eingeschaltet haben, wenn sie Verdacht schöpften. In Köln stand kürzlich eine ganz dreiste „Enkelin“ vor Gericht, die in 30 Fällen rund 200.000 Euro erbeutet hatte. Dabei schreckte sie auch nicht davor zurück, alte Leute im Rollstuhl zu betrügen und sich den Familienschmuck aus dem Fenster reichen zu lassen oder dem Opfer gar ein Taxi zur Bank zu bestellen.
So sichert man sich gegen den Enkeltrick ab:
Der Enkel-Trick ist mittlerweile bandenmäßig in mafiösen Netzwerken organisiert und in Familienstrukturen eingebettet. Bei dieser Art von Abzocke muss man alte Menschen vorwarnen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Man vereinbart unter Verwandten ein Code-Wort, etwa „Hallo Oma Hamburg“ oder „Hallo Oma, hier ist Dein Lieblingsenkel Thomas“. Dann haben Abzocker keine Chance mehr. Oder man vereinbart bei der Bank eine Doppelunterschrift für größere Abhebungen – eben immer gemeinsam mit dem Lieblingsenkel oder einem anderen Familienmitglied.
Fazit:Der Enkel-Trick – Abzocke am Telefon
Diese üble Masche macht aber noch eins ganz deutlich: Solche Abzocker sind nur über Handy- und Telefondaten zu überführen. Denn DNA-Spuren am Opfer oder Tatort hinterlassen sie ja nicht. Insofern sind die Strafverfolgungsbehörden auf Datenspeicherung angewiesen, auch auf Vorratsspeicherung. Alle Bestrebungen, diese Art von Datenspeicherung auch bei den Handynetzbetreibern und Internetbrowsern einzuschränken, verhindern die Aufklärung solcher Art von „Enkel-Taten“.